„Nächstes Jahr bin ich nimmer“,
sagt Friederike Mörtl ( Jg.29) zu der sich verabschiedenden Reisegruppe. Es sind Buddhisten, die seit Jahren jeden Sommer zum Retreat an den großen Alpsee reisen und die Zimmer in ihrer Pension belegen. Eine Frau aus der Gruppe lacht mir zu und sagt: „Das sagt sie immer zum Abschied, und wir freuen uns von Jahr zu Jahr, dass Frau Mörtl uns dann doch wieder begrüßt.
Die Pension Haus Mörtl in Immenstadt im Allgäu ist der Ort, wo ich an Tag 03 übernachtet habe. Nach einem weiteren Starkregentag freue ich mich am Abend endlich vor ihrer Tür zu stehen, trotz der teilweise sehr schlechten Bewertungen im Netz. Die Begrüßung ist auch gleich sehr robust: „Mein Gott, sind sie lang. Da werden sie aber nicht in das Bett passen – und ich hätte das Zimmer doch schon längst an Andere vermieten können…“ Meine diplomatische Antwort, doch erst einmal das Zimmer anzusehen wurde schlicht ignoriert. Okay, ich wollte auf keinen Fall zurück in den Regen, zumal ich auch schlechte Chancen auf eine andere Unterkunft gehabt hätte. Also begann meine Charmeoffensive: „Mörtl, was für ein ungewöhnlicher schöner Name?“ Darauf Frau Mörtl: „Mörtl ist wie Maurerdreck!“ Pause – Dann mußten wir beide Lachen. Diese ältere Dame erinnerte mich zunehmend an die pragmatische “ Hart aber Herzlich Art“ meiner leider schon verstorbener Großmutter.
Ich bekam das Zimmer und ein langes Gespräch mit anschliessendem Portraitfoto. Diese Frau feierte im Juni ihren 90. Geburtstag. Sie ist 1946 aus dem damaligen Böhmen zusammen mit ihren Eltern geflohen und hier im Allgäu gestrandet. Die Mutter ist schon in den 60ern früh verstorben, dann kümmerte sie sich um ihren Vater, den Haushalt und ging arbeiten im Dorf. Als sie 60 wurde starb ihr Vater in ihren Armen den Herztot. Seitdem ist sie alleine. „Eine Familie konnte ich doch nicht gründen, ich musste mich doch immer um den Vater und die Pension kümmern“
Am nächsten Morgen weckt mich eine Sirene. Das untrügliche Zeichen in den Alpen, dass die Feuerwehr ausrückt. Einmal wach, bin ich dann auch aufgestanden. Allerdings wunderte ich mich schon, dass die Feuerwehr vor der Pension Mörtl stand.
„Was für eine Aufregung, ich habe doch schon eine Schweineklappe“ und Frau Mörtl fasst sich an ihr Herz, während sie mit der anderen den Brötchenkorb auf meinen Frühstückstisch packt. – Die Buddhisten Reisegruppe wollte in der Frühe abreisen, aber eine Frau aus der Gruppe öffnete nicht ihre Zimmertür. Man befürchtete Schlimmstes und rief die Feuerwehr. Die kamen dann auch gemeinsam mit Polizei und Notarzt. Kurz bevor die Feuerwehr die Tür aufbrechen wollte, wachte die Frau scheinbar erst auf und öffnete schlaftrunken die Tür. Und Frau Mörtl mitten drin. Lang lebe diese Frau! Immenstadt im Allgäu, 21km
Wort des Tages: Schweineklappe = biologischer Herzklappenersatz
Hi Andreas,
immer wieder erfrischend deine Reportagen zu lesen. Ich warte schon immer jeden Abend auf den Upload. Hau rein. CU, Peter
Wird Zeit, dass du ein Stück mitgehst…
Hallo Herr Teichmann,
Atmosphärisch auf den Punkt, ich komme aus dem Schmunzeln nicht heraus.
Ich freue mich auf die nächsten Berichte.
Gute Reise und besseres Wetter.
Ihr Robert Dr.
Freut mich sehr, dass sie auch dabei sind…
Lieber Andi ! Immer wieder unglaublich wen Du triffst und wie Du es immer wieder schaffst, dass sich die Menschen Dir öffnen ! Da geht mit das Herz auf ! Auch wir verfolgen Dich kontinuierlich aus dem fernen Kanada 🇨🇦! Umarmen Dich alle fest ! Bine, John, Linus, Lori
Hi Andreas,
kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Gerade mal Tag 3 Deiner Tour – und was Du schon alles erlebt, angetroffen und an Bildern eingefangen hast… großartig!
Mit Spannung warte auch ich jeden Abend auf Deinen neuen „Tagesbericht“.
Mach weiter so! 😉
Lieben Gruß
Marcel
Danke dir Marcel!
Hallo Andreas,
ich folge Dir auch! Ich hatte mich schon gefragt, was in den ersten Tagen los war, als es noch keine News von Dir gab. Umso schöner, dass es jetzt hier im Blog auch läuft und wir Dir mit Spannung folgen können. Ich hab weiterhin großen Respekt, wenn ich an Dein tägliches Pensum denke. Ich hoffe, der Flow trägt Dich bald und Du kannst Deine Erlebnisse und Begegnungen ganz und gar genießen.
Herzliche Grüße aus Berlin!
Claudia
Flow kommt eher, als das ein stabiles Mobilnetz 😉
Lieber Andi ! Immer wieder unglaublich wie Du es schaffst, dass sich selbst die verschlossensten Menschen Dir öffnen ! Da geht mir echt das Herz auf ! Schön, dass Dir das Leben wieder so wunderbare Begegnungen schickt…. Im Gegensatz dazu – sind wir heute 4 Std im Busch gewandert und KEINEM begegnet…. Verfolgen Dich engmaschig aus der kanadischen Ferne 🇨🇦! Bine John Linus Lorenz
Danke Euch und noch eine gute Zeit in Kanada!