„Wir sind die echten Schwaben,
die aus Bayern“! Belehrt mich Michael Häfele, während er an seinem Kaffee nippt. „Und was ist mit denen aus Baden-Württemberg“, frage ich. Die schwäza nur schwäbisch, meint er.
Wir stehen gemeinsam am warmen Bahnhofskiosk in Altenstadt. Es regnet mal wieder und Michaele, der italienische Betreiber und dessen Kaffee wir konsumieren, hält sich diplomatisch zurück. Als ich Ihn nach seiner Meinung zu der Schwabengrenze frage, meint er nur: „Ich komme jeden Tag aus Memmingen, da ist noch Unterallgäu!“ Und verschwindet hinter dem Tresen, um weiter Brötchen zu belegen.
Seit ein paar Tagen sind mir die immer stärker wahrnehmbaren Sprachunterschiede aufgefallen. Südlich von Memmingen fängt es dann an, dass der Fluß Iller größtenteils die Bundesländergrenze zwischen Bayern und Baden-Würtemberg darstellt. Sobald man also das Flussufer wechselt kann es passieren, dass man in einem anderen Bundesland ist. Wobei der Bayernschwabe dann maximal von Württemberg spricht, das „Baden“ wird geflissentlich weggelassen.
Wir werden unterbrochen von einem durchnäßten Vater mit seinen zwei frierenden Töchtern, der auch Kaffee für sich und Eis für die Mädchen bestellt. „Eis geht doch immer“ sagt er zu uns gerichtet mit einem Schmunzeln. Aber irgendetwas irritiert mich! Dann merke ich es und frage den Vater, ob er aus dem Ruhrgebiet kommt und hänge noch schnell dran, dass ich aus Essen käme. Er lacht mich an: „Klar, ich bin 1972 in Essen-Borbeck geboren“. Der Zufall hat mal wieder zugeschlagen. Sein Geburtsstadtteil ist auch der in dem ich zur Grundschule ging. Wie zwei ewig Vertraute unterhielten wir uns über Schule, Beruf und wen man denn gemeinsam so kennen könnte. Bis seine Frau vom Bahnhof rüber rief, wo er denn bleibe. Einmal geprägt durch den Dialekt deiner Kindheit, ist dir der vertraute Klang deiner Mundart immer auch Heimat! Vöhringen, 19km
Wort des Tages: Essen = Heimatstadt im Ruhrgebiet
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