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Tag 29/2019

September 3, 2019 by Andreas Teichmann 2 Comments

Das angenehmste Geräusch,

ist über Schotter zu laufen. Es ist eine akustische Mischung aus Cornflakes kauen und über frischen Schnee laufen. Leider ist es nur als Geräusch angenehm, denn für die Füße ist Schotterlaufen eine echte Tortur. Den teils sehr spitz zulaufenden Steinen beim Gehen auszuweichen wird dann zum Glücksspiel. Aber es geht heute um die Akustik des Wandern.

Ich laufe bewußt ohne Kopfhörer. Viele sagten mir vor der Wanderung: „Du hast dann ganz viel Zeit für Hörbücher und Podcasts. Oder einfach mal Musik zum Motivieren.“ Das war durchaus eine Überlegung, der ich mich gestellt hatte, allerdings wußte ich schon aus der Erfahrung der ersten Durchquerung in 2017, dass man nicht diese Stunden am Stück hat um einem Buch zu lauschen, wie vielleicht bei einer langen Bahnfahrt. Dafür gibt es viel zu viel Unterbrechungen bei meiner Art zu Wandern. Ich laufe ja keine ausgeschilderten Wanderwege, sondern täglich ca. 24 Kilometer Richtung Norden. Dadurch bekomme ich alle paar Minuten Hinweise von meiner Navigations-App. Man kann diese auch lautlos stellen, dann schaut man aber zwanghaft auf das Handy, aus Angst eine Abzweigung zu verpassen. So ist die weiblich Stimme der Navigation meine treuste Begleiterin geworden. Ich liebe Ansagen wie:“Folge diesem Weg 2,5 Kilometer“. Ich mag nicht:“Du hast die Tour verlassen. Wirf einen Blick auf die Karte“!

Zu unterscheiden sind die Geräusche die man selber macht von denen die die Umgebung einem liefert. Mein eigenes Grundrauschen besteht im Wesentlichen aus drei Zutaten: Erstens meiner Atmung, abhängig vom jeweiligen Belastungszustand. Zweitens die Geräusche meiner Wanderstöcke, die entweder gedämpft durch ein Gummi am Stockende, das ich für harte Beläge nutze. Oder durch ein kratziges Stechen der Metallspitze in weichen und losen Untergrund wahrnehmbar ist. Und Drittens mein eigenes Laufen über den Boden. Die Schuhsohlen geben ein immer neues Geräusch ab, je nachdem worüber man gerade läuft. Sind diese drei Zutaten im rhythmischen Einklang, lässt es sich hervorragend Laufen.

Die Geräusche der Umgebung sind auch zu unterscheiden in für mich angenehme und unangenehme. Die angenehmen sind der Wind, der plötzlich um die Ecke fegt und das Laub der Bäume zum Rauschen bringt. Oder der Eichelhäher, der gerne den Wald vor mir als unangemeldeten Besucher warnen möchte. Unangenehm sind die Mücken und Pferdefliegen, die gerne am Rand von Feldern zum späten Nachmittag auf mich gewartet haben. Oder die wirklich sehr lauten Abrollgeräusche von Autos. Ich vernehme diese schon auf einige Kilometer Entfernung. Oft überquere ich einen Berg im Mittelgebirge und dann höre ich Bundes- oder Autobahn schon lange bevor ich sie sehen kann. Grundsätzlich ist es aber auch wichtig den Bauern auf seinem Traktor, der hinter einem den Feldweg lang fegt, frühzeitig zu hören, um ihn dann zu grüßend passieren zu lassen.

Heute nach zwei Stunden alleine im Wald, Montags ist man meist alleine dort, habe ich dort ein neues Geräusch gehört. Es klang nach Biergarten. Viele Stimmen, Lachen , Zurufe. Als ich dann um die Ecke kam, traf ich auf eine Seniorengruppe bestehend  aus ca. 30 Personen. Die Überraschung war beidseitig. Sie sagten, dass ich damit wohl nicht gerechnet hätte, zumal an einem Montag. Es war ein Wanderausflug der Senioren-Initiative Röhrenfurth an der Fulda. Manchmal würde die Gruppe gemeinsam kochen und heute wird gemeinsam gewandert. Die agilen Frauen und Männer zwischen 60 und 82 Jahren alt wirkten heiter und aufgekratzt wie eine Grundschulklasse beim Wandertag. Deshalb konnte der Wanderführer Heinz Sohl, die Gruppe nach dem obligatorischen Gruppenbild auch nicht mehr halten. Ruckzuck waren sie weiter gezogen. Dann war es wieder still. Eschwege-Jestädt, 25km

 

Tag 29, Hessen, Grandenborn: Am Waldrastplatz „Drei Linden“ treffe ich zufällig auf die Wandergruppe der Senioren-Initiative W.i.R. ( Wir in Röhrenfurth) Die Senioren sind zwischen 60 und 82 Jahre alt. Gemeinsames Wandern ist nur eines von vielen gemeinsamen Aktivitäten der Gruppe.
Tag 29, Hessen, Datterode: Ziegenherde am Hüppelsberg.
Tag 29, Hessen, Eschwege-Niederhone: Li. Gerda Schäfer (Jg.29) und ihre Schwester Theresia Klapp (Jg.34) pflegen gemeinsam die Rosen im eigenen Vorgarten. Sie sind die letzten Lebenden von 11 Geschwistern die 1945 aus Schlesien nach Hannover geflüchtet sind. Frau Schäfer hat Krankenpflegerin gelernt und bis zur Rente gearbeitet. Ihre Schwester Theresia kommt einmal im Jahr für drei Wochen zu Besuch.
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Comments

  1. Andreas Hahner says

    September 3, 2019 at 2:27 pm

    Hallo Andreas,

    “ Sind diese drei Zutaten im rhythmischen Einklang, lässt es sich hervorragend Laufen.“

    …besser kann man es nicht sagen!

    Manchmal hat das Wandern dann schon etwas Meditatives…der Kopf wird langsam leerer, die Gedanken schwirren langsamer umher!

    Walk on, walk on…!

    Antworten
  2. Claudia says

    September 3, 2019 at 6:49 pm

    Lieber Andreas,

    ich beginne, Dich zu beneiden. Keiner von uns hat das je gesehen und sich so dem Zufall hingegeben im eigenen Land. Tage lang, Wochen lang… Ich hoffe, Du fühlst Dich mehr und mehr erfüllt von dieser einzigartigen, losgelösten Erfahrung. Sie wird Dich vermutlich nicht mehr loslassen. Ich freue mich für Dich und beneide Dich weiter…

    Herzlich Claudia

    Antworten

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