Entweder Uder,
oder gar nicht! Da war ich mir schon früh sicher. Irgendwann musste ich ja auf meinen Kreuzungspunkt von der Deutschland Durchquerung aus 2017 treffen. Uder, der erste größere Ort östlich vom nordhessischen Witzenhausen habe ich damals genau nach 25 Tagen erreicht. Es war auch meine erste Nacht in den neuen Bundesländern, dadurch hatte ich am Ende meiner Reise, ohne es wirklich geplant zu haben, jeweils genau 25 Tage in den neuen und alten Bundesländern. Aber richtig nachhaltig in Erinnerung war mir die Pizzeria Paradies, mit dem armenischen Pizzabäcker Edgar in Erinnerung geblieben. Bernd Müllender, mein Aachener Journalistenfreund, hatte mich zwei Tage begleitet und wir feierten ein rauschendes Bergfest mit Flaschenbier und Pizza-Paradies E&M (Nr.38), einer Spezialkreation aus Gyros auf Pizza, den beiden Favoriten der lokalen Bevölkerung.
Auch gestern in Uder war Bernd wieder dabei. Er ist vormittags im hessischen Eschwege per Bahn angereist und dann den langen steilen Weg durch die hessische Schweiz mit mir gemeinsam Richtung Uder gelaufen. Als ich dann nach fast 23 Kilometern das Ortsschild erblickte, fühlte ich mich wie Kolumbus der das zweite Mal nach Kuba segelte. Das ganze erscheint vielleicht für Aussenstehende etwas bizarr, aber wer schon einmal lange Strecken am Stück gewandert ist, kann vielleicht nachvollziehen, wie es ist, wenn man den lang ersehnten Ort dann endlich erreicht.
Nachdem wir unsere Rucksäcke in die Unterkunft gebracht haben, ging es sofort zu Edgar und seiner Pizzeria. Von aussen das selbe Schaufenster und auch der Name stand stand noch über dem Eingang. Allerdings begrüßte uns eine Frau von Mitte vierzig und fragte direkt was wir gerne bestellen wollen. Dieses Mal nahm ich eine Pizza-Uder. Wir fragten sie auch nach Edgar, und zu unserer Freude rief sie ihn an und sagte uns, dass er in 5 Minuten hier sei. Als Edgar kam war er erst überrascht, hat uns aber tatsächlich nach diesen zwei Jahren wieder erkannt. Er meinte allerdings, dass er nur kurz Zeit hätte mit uns zu reden. Es gab ein paar Veränderungen in seinem Leben. Seine Frau hat gerade einen Friseursalon im benachbarten Heilbad Heiligenstadt eröffnet und das bindet die Kraft und Energie der ganzen Familie. Sein Bruder, mit dem er die Pizzeria gegründet hat ist inzwischen an die Ostsee gezogen und arbeitet dort in einer Fabrik. Edgar selbst ist in seiner Berufs Findungsphase, es zieht ihn nicht mehr in die sehr zeitintensive Gastronomie, er möchte lieber im Büro arbeiten. Die nette Dame hinterm Tresen ist seine Stiefmutter, sie hatte sich bereit erklärt den Laden weiter zuführen. Auf ein Bier kann ich Edgar einladen, dann ist er wieder verschwunden. Dafür erzählt uns seine Stiefmutter wie glücklich sie ist zu arbeiten und etwas für die Familie beizusteuern. Mit ihren 45 Jahren ist sie schon dreifache Stiefoma. Zum Schluss frage ich sie, welche Ausbildung sie eigentlich hat. Sie antwortet:“Ich bin Zahnärztin“. Göttingen, 29km
Wort des Tages: Pizza-Uder = Nr.32a ( Hackfleischsauce, Spagetti, Mozzarella, frische Paprika, Tomaten und Basilikum)
Herrlich!
Bravo Bergfest, viva la transformación!
Was für ein Himmel. Wunderschön.
Vielen Dank, das haben wir auch ausgiebig gefeiert!!!